Lyrik
eine liebe
wir sammelten augenblicke
häuften sie zu jahrzehnten
auf nu und wimpernschlag
konnten wir uns verlassen
jetzt geben wir uns andächtig
das schweigen unserer seelen zurück
da worte ihre bedeutung verloren
und das tageslächeln genügt
wir eilen gemeinsam dem ziel entgegen
das uns das ende verspricht
und das loslassen schenkt
von uns und unserem sein
vielleicht wird der eine oder andere
sich erinnern wollen oder können
und sagen er habe uns gekannt
aber von wem lässt sich das schon sagen
Satire
Männertrauma
Das Mann-Frau-Problem wird so lange ein ungelöstes bleiben, bis die eklatante Benachteiligung der Männer durch die Evolution korrigiert wird. Man denke nur daran, dass Männer beim Pinkeln stehen müssen, statt, wie Frauen, sich hinsetzen zu dürfen. Weiterhin die Multiorgasmusfähigkeit der Frauen, von der Männer nur träumen können Dann ist doch wirklich nicht einzusehen, warum bei Frauen gleichsam alles unter Putz gelegt ist, während Männer immer wieder klären müssen, ob sie sich zu den Links- oder Rechtsträgern zählen müssen. Außerdem ist kaum erklärbar, warum Männer nach dem Sex ihr Geschlechtswerkzeug in einem dermaßen ramponierten Zustand zurückerhalten, dass es für eine Übergangszeit zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Und was besonders übel ist: Warum müssen Männer 50 Gramm mehr Hirngewicht als Frauen mit sich herumschleppen, wenn sie nur knapp 50 Prozent davon verwenden? Fragen, über die sich die von der Evolution bevorzugten Frauen leider nie Gedanken machen.
Aufstieg
ein totengräber ist am graben
übern friedhof kreisen raben
am grabesrand ne ältre dame
zur sache tut hier nicht ihr name
die dame schien etwas verwirrt
und war schon länger rumgeirrt
sie fragte ihn nach ner parzelle
und bat um antwort auf die schnelle
außerdem um ne grabnummer
sie hatte offensichtlich kummer
der totengräber sagte leise
auf eine art die klang sehr weise
und außerdem noch sehr erfahren
die antwort kann ich nicht ersparen
sie sind wohl aus dem grab gestiegen
und wissen nicht mehr wo sie liegen
Aphorismen
Fatalismus ist die Rache des kleinen Mannes am Schicksal.
Wenn es um die Wahrheitsfindung geht, müssen wir nicht nur Ross und Reiter, sondern auch die Stall- und Stiefelknechte nennen
Multitasking ist die Fähigkeit, mehrere Probleme zeitgleich zu verursachen.
Jeder irrt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Natürlich werden wir alle sterben, aber wir können dann ja sehen wie es weitergeht.
Erziehung ist der oft erfolgreiche elterliche Versuch, eigene Unzulänglichkeiten an die Kinder weiterzugeben.
Dummheit fördert das Selbstbewusstsein enorm.
Wenn die Märchenprinzen sterben, werden die Mädchen zu Frauen.
Könnte es sein, dass auf Dauer die Künstliche Intelligenz über die menschliche Dummheit siegt?
Prosa
Ich ist ein anderer von mir (Auszug aus unveröffentlichtem Manuskript)
(…) Oft wurde mir gespiegelt, dass meine Antworten Antiworte seien, zerstörerische Repliken auf den Wunsch nach Kontaktaufnahme durch andere. „Wie geht es Ihnen?“ war mir immer verhasst und „Alles Gute“ zum Ende eines Gespräches unerträglich. Meist hat es mir genügt, mir selbst zu genügen. Und wie ist es mit Lösungen? Geht es darum, ein Rätsel zu lösen oder eine Aufgabe oder mich von etwas, vielleicht von mir, zu lösen oder erlösen?
Ich bin erst Anfang fünfzig, habe mehr als dreißig Jahre Erfahrung und meine Vorgehensweise tausende Male erfolgreich praktiziert, sie geradezu perfektioniert. Im Grunde genommen bin ich ein Meister meines speziellen Faches, möglicherweise eine Art Überredungs- und Fragekünstler. Ein Mensch, der so von sich überzeugt ist, dass er andere zu einem vom ihm gewünschten Ergebnis zwingt. Heute weiß ich nicht, ob ich darauf stolz sein darf, etwas zu können, was andere verabscheuen oder zumindest verurteilen. (…)
(Alle Rechte bleiben
beim Autor)
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